Der Lindwurm ist ja bekanntlich das Wappentier von Murnau am Staffelsee. Und zunächst musst du verstehen, dass es eben ein Lindwurm und kein Drachen ist. Denn der Lindwurm hat zwei Beine, während ein Drachen vier Beine besitzt.
Lindwurm oder Drache?
Und jetzt gibt es bestimmt Personen, die behaupten, dass es gar keine Lindwürmer und schon gar keine Drachen gibt. (Sondern nur Drachen, die keine Beine haben und an einer Schnur am Herbsthimmel fliegen – so wie der Andreas als Kommentar auf unserem Instagram bemerkt.)
Während du die Geschichte um die Anzahl der Beine von Drachen und Lindwürmer bei einer Führung durch Murnau hören kannst, bist du bei der tatsächlichen Existenz dieser schnell in der Fabel- und Sagenwelt eingetaucht. Zum Glück gibt es Menschen, die darüber Bücher schreiben. Über das Buch „Sagen und Legenden um Werdenfelser Land und Pfaffenwinkel“ von Gisela Schinzel-Penth bin ich beim Stöbern in einem Murnauer Buchladen gestolpert.
Wurmau, Murnau, Seehausen
Gleich mehrere Geschichten in dem Buch gehen über Murnau und die Region um den Staffelsee. Und eben auch um den Lindwurm von Murnau. Dieser ließ sich nahe Murnau nieder und verwüstete nicht nur die bestellten Felder, sondern verspeiste auch Tiere und Menschen. Das war also ein Problemlindwurm.
Ein zum Tode verurteilter Wegelagerer wollte es schließlich wagen, den Lindwurm zu besiegen. Bei Erfolg würde er seine Freiheit wieder erlangen, versprach man ihm. Der Verurteilte tötete den Lindwurm mit einer List: Die Haut eines frisch geschlachteten Kalbes füllte er mit ungelöschtem Kalk. Der Wurm fraß den Köder, der Kalk verätzte ihm sein Inneres. Folglich war das Tier danach tot und die Bewohner jubelten. Angeblich wurde danach die Stadt erst Wurmau und dann erst später Murnau genannt.
Und dann gibts eine alternative Sage: Gleicher Lindwurm, jedoch dieses Mal treibt dieser sein Unwesen von der Jakobsinsel (St. Jakob) im Staffelsee aus. Gleiche List, jedoch dieses Mal hat ein cleverer Schusterjunge die Idee mit der Kalbshaut und stopft gelöschten Kalk rein. Das Tier verendet auch hier. Diese Variante der Geschichte würde erklären, warum auch Seehausen am Staffelsee den Lindwurm im Wappen trägt. (Schließlich gehört die Insel ja zur Gemeinde Seehausen und nicht zu Murnau.)
Calciumhydroxid
Ich habe mich gefragt, warum die Murnauer Geschichte explizit ungelöschten und die Seehausener Geschichte explizit gelöschten Kalk erwähnt. Und was jetzt genau der Unterschied zwischen gelöschten und ungelöschten Kalk ist. Laut Wikipedia kann beides gesundheitlich schädlich sein: „Gebrannter (ungelöschter) Kalk (Calciumoxid, Branntkalk) und gelöschter Kalk sind reizend, Kontakt mit den Augen kann zu ernsten Augenschäden führen. Eine wässrige Calciumhydroxid-Lösung ist alkalisch und schwach ätzend. Ungelöschter Kalk kann unter Wasserzufuhr aufgrund Hitzeentwicklung Brände verursachen.“ In beiden Fällen unangenehm für den Lindwurm.
Soweit also die Sagen zum Lindwurm von Murnau. In dem Buch von Frau Schinzel-Penth stehen noch viele weitere Geschichten: u. a. über einem unterirdischen Gang zwischen dem Schöpfbrunnen in Murnau zur Insel Wörth oder über den Hungersee in Murnau oder auch über die Hexen auf der Insel Wörth im Staffelsee. Um das genauer zu erfahren, musst du das Buch im Buchladen deines Vertrauens kaufen.
Weiterführende Links:
Als Einwohner von Murnau am Staffelsee schreibe ich hier über meine Erlebnisse, Erfahrungen und Geschichten im Blauen Land.