Rottstation Murnau

Rottbrunnen in Murnau am Staffelsee

Murnau am Staffelsee war bis ins 18. Jahrhundert eine von vielen Rottstationen auf dem Fernhandelsweg zwischen Venedig und Augsburg. Wer aufmerksam durch den Obermarkt und Untermarkt in Murnau spaziert, findet an verschiedenen Stellen Objekte, die an diese Epoche erinnern: z. B. der Rottbrunnen gleich beim Backhaus Tichelkamp oder das Hausfassadenbild über dem Cafe Florentina.

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Was ist die Rott bzw. das Rottwesen?

Das Rottwesen ist die etappenweise Beförderung von Waren und Güter per Land oder Wasser. Im Markt Murnau lag eine Station auf dem Fernhandelsweg zwischen Augsburg und Venedig. Das war insofern lukrativ für den Ort, da die Waren an Rottstationen ausgeladen und an die Rottfuhrleuten übergeben wurden, die dann den nächsten Streckenabschnitt übernahmen. Der Umschlagplatz für Güter und Waren belebte dadurch den Handel und das Handwerk im Markt Murnau. Damit alles geordnet und geregelt ablief, gab es seit der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts eine sogenannte Rottordnung.

Die Rottstationen selbst lagen etwa eine Tagesreise voneinander entfernt, also mit etwa zwischen 20 und 30 km Distanz. Der ganze Weg zwischen Augsburg und Venedig dauerte zwischen 5 und 12 Wochen. Die Frachtwägen hatten je nach Ladung zwei bis sechs Gespanne. Der Rottbrunnen in Murnau zeigt nur ein Gespann. Ich schätze, das hat ästhetische Gründe.

Aus Italien wurden vor allem italienische und orientalische Produkte (u. a. Samt, Seide und Gewürze) importiert. Von Deutschland aus wurden u. a. Stoffe, Pelze, Messing, Eisenwaren und Papier exportiert.

Mit Holz und Lehm über das Moos

Bevor du mit voll beladener Fracht und bis zu sechs Gespannen durch das Murnauer Moos rollst, sollte der Untergrund gut befahrbar sein. Ansonsten steckt dein Gefährt schnell fest. Schließlich ist es ja ein Moos. Dieser Herausforderung stellten sich bereits die Römer, um den Transport auf den damaligen Handelswegen zu beschleunigen. Archäologischen Ausgrabung ergaben, dass bereits vor 2.000 Jahren etwa fünf Meter lange Rundhölzer quer zum Verlauf des Weges verlegt wurden. Das Ganze wurde dann mit einer Lehmschicht und Kies weiter befestigt. Spurrinnen der Frachtwägen konnten bei den Ausgrabungen nachgewiesen werden.

Zurück zum Rottbrunnen in Murnau: Entlang des Ober- und Untermarkts in Murnau gibt es zahlreiche öffentliche Brunnen. Bereits zur Zeit des Rottwesens löschten dort die Zugtiere ihren Durst. Auch noch heute fließt durch viele der Brunnen Trinkwasser. Wohl bekomm’s.

Weiterführende Links:

Pete Rößler

Als Einwohner von Murnau am Staffelsee schreibe ich hier über meine Erlebnisse, Erfahrungen und Geschichten im Blauen Land.

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