Mobilität mit Heimatgefühl
Der „Blaue Land Bus“ ist inzwischen ein fester Bestandteil des öffentlichen Nahverkehrs rund um Murnau. Wenn du dort unterwegs bist, hast du sicherlich schon einen der fünf schwarzen Minibusse mit der markanten blau-weißen Aufschrift gesehen. Die Geschichte dahinter klingt fast wie aus dem Silicon Valley: Zwei gebürtige Oberbayern, die gemeinsam die Klosterschule in Ettal besuchten und Freunde wurden, treffen sich Jahre später im Innovationsquartier (IQ) Murnau wieder. Dort entwickeln und realisieren sie die Idee eines Rufbusses. Nach zwei Jahren im Pilotbetrieb wird das Projekt zunächst eingestellt – doch auch unter dem Druck eines Bürgerbegehrens feierte es im November 2024 ein Comeback: Heute ist der „Blaue Land Bus“ fester Bestandteil des ÖPNV in Murnau. Wunderbar!
Ich treffe Clemens Deyerling, einen der Gründer von omobi, vor der Firmenzentrale in Neuegling am Riegsee. Das Unternehmen ist heute ein innovativer Anbieter für Mobilitätslösungen im ländlichen Raum. omobi betreibt unter anderem On-Demand-Systeme wie den „Blauen Land Bus“.
In drei Sätzen: Was ist der „Blaue Land Bus“?
Der Blaue Land Bus revolutioniert die Mobilität im Blauen Land. Du kommst damit flexibel von A nach B und hast Anschluss an den ÖPNV – auch dort, wo es vorher kaum oder gar keine Verbindung gab. Das Angebot kommt in Sachen Flexibilität fast an das eigene Auto heran.
Zwei Seiten der Revolution
Für Clemens hat die Mobilitätswende zwei Dimensionen: Zum einen geht es um mehr Lebensqualität für Bürger:innen, die bislang nur schlecht oder gar nicht an den ÖPNV angebunden waren – und um Eltern, die dank des „Blauen Land Busses“ nicht mehr ständig als Elterntaxi einspringen müssen. Auch Menschen mit körperlichen oder sensorischen Einschränkungen (z. B. Sehbehinderung) profitieren: Sie können sich unabhängiger und sicherer bewegen. Und nicht zuletzt hilft der Bus Gästen in Ferienwohnungen, die sich ohne eigenes Auto im Blauen Land fortbewegen wollen.
Der zweite Aspekt: die technische Innovation. Erst seit etwa zehn Jahren ist es möglich, Verkehrsbewegungen so präzise und flexibel zu organisieren. Die Route der Minibusse wird von einem Algorithmus berechnet, der die Fahrt so effizient wie möglich plant: Wer will wohin, wen kann man unterwegs noch mitnehmen – und das alles in kürzester Zeit. Ein gelungenes Beispiel für künstliche Intelligenz (KI): Laut Clemens bräuchte man sonst vier bis sechs Disponent:innen, um das manuell zu erledigen – und selbst dann wäre das System langsamer als die Software.
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Welche Orte werden angefahren? Was kostet eine Fahrt?
Der Blaue Land Bus fährt folgende Gemeinden an: Murnau, Riegsee, Seehausen, Ohlstadt, Uffing, Schwaigen, Spatzenhausen, Obersöchering und Eglfing. Ein Einzelticket (bis 5km) kostet 2,50 €, danach nach Distanz gestaffelt. (Stand: April 2025). Fahrgäste mit Deutschlandticket fahren kostenlos. Es gibt auch Gruppentickets (für 3 bis 7 Personen). Auch Menschen mit Behindertenausweis fahren kostenlos. Buchen kannst du deine Fahrt bequem per App oder telefonisch – bis zu sieben Tage im Voraus. Die Busse fahren täglich von 7 bis 20 Uhr.
On-Demand auch außerhalb von Murnau
Immer mehr Kommunen und Landkreise erkennen: Ein flexibel einsetzbarer Minibus ist oft effizienter – und günstiger – als ein Linienbus mit fester Strecke. Deshalb betreibt omobi inzwischen auch On-Demand-Systeme in Holzkirchen („hoki“), im Raum Traunstein („Rupi“) sowie im Landkreis Mühldorf am Inn.
Wer fährt die Busse eigentlich?
Auch omobi spürt den Fachkräftemangel in der Region. Trotzdem gelingt es dem Unternehmen, ein vielfältiges Team auf die Straße zu bringen. Die Fahrer:innen kommen aus ganz unterschiedlichen Bereichen: Rentner, die sich etwas dazuverdienen wollen, Künstler:innen auf der Suche nach einem stabilen Einkommen oder Quereinsteiger:innen, die Lust auf einen Job mit Menschen haben. Viele stammen aus der Region, sind kommunikativ und gut vernetzt – echte Typen eben.
Strom statt Diesel – fahren die Busse elektrisch?
Ja! Alle fünf Minibusse fahren rein elektrisch. Mit einer Reichweite von rund 340 Kilometern sind sie ideal für den Stadt- und Regionalverkehr. Dank Rekuperation – also Energierückgewinnung u. a. beim Bremsen – wird die Batterie unterwegs teilweise wieder aufgeladen. Während der Pausen der Fahrer:innen werden die Fahrzeuge komplett geladen. Das klappt problemlos.
Die Auslastung ist hoch: Unter der Woche sind meist alle fünf Busse im Einsatz, am Wochenende fahren drei. Dank digitaler Erfassung der Nachfrage kann omobi flexibel auf Entwicklungen reagieren und den Service entsprechend anpassen.
Und nach 20 Uhr? Wieder Taxi Meier, Taxi Finsterwalder oder Taxi Mama?
Aktuell fahren die Busse nur bis 20 Uhr. Das ist natürlich schade – vor allem für Jugendliche oder Nachtschwärmer:innen. Doch Clemens sieht hier Potenzial. Gespräche mit dem Landratsamt Garmisch-Partenkirchen laufen bereits, um das Angebot möglicherweise auf die Abendstunden auszuweiten.
Weiterführende Links:

Als Einwohner von Murnau am Staffelsee schreibe ich hier über meine Erlebnisse, Erfahrungen und Geschichten im Blauen Land.