Dorfladen Grafenaschau

Logo vom Dorfladen Grafenaschau

Ein Herz für Grafenaschau: Wie der Dorfladen mehr ist als nur ein Laden

Grafenaschau kennen viele vom Radeln rund ums Murnauer Moos oder auch durch den leckeren Kuchen beim Café Habersetzer. Aber wenn Du das nächste Mal durch Grafenaschau fährst, plane einen Stopp beim Dorfladen: Wer meint, hier gäbe es nur Semmeln, Eier und Milch, irrt sich. Der Dorfladen bietet leckere selbst hergestellte Lebensmittel, einen tollen Mittagstisch und ist zudem zu einem sozialen Mittelpunkt des Dorfes geworden.

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Dorfladen Grafenaschau:
Das Wichtigste in Kürze

Der Dorfladen in Grafenaschau fungiert seit August 2018 als ein lebenswichtiger Nahversorger und sozialer Treffpunkt im Ort. Initiiert von der Gemeinde Schwaigen, wurde die UG‑Struktur von Bürgern getragen – mit Unterstützung durch EU‑Fördermittel.

Der Laden bietet regionale Produkte, werktags einen Mittagstisch, Kaffee und Kuchen und zudem Tourismus‑Informationen.

„Unser Ziel war’s von Anfang an: ein sozialer Mittelpunkt zu sein – und gleichzeitig ein funktionierender Nahversorger“, erzählt Dietmar Tilch, einer der drei Geschäftsführer im Interview. Klingt einfach, ist es aber nicht. Denn neben Brotzeit, Milch und Kaffee braucht so ein Laden eben auch betriebswirtschaftliches Rückgrat: „Nur ein sozialer Treffpunkt bringt dich nicht über die Runden, wenn du nix verkaufst.“ Ein Satz, der zeigt: Herz und betriebswirtschaftlicher Verstand gehen hier Hand in Hand.

Also gilt es im Dorfladen Grafenaschau: Faire Preise für die Leute im Ort – aber trotzdem genug Einnahmen, um alles am Laufen zu halten

Bäckereiwechsel und Mittagstisch

Bei Veränderungen kann es dauern, bis der neue Weg von den Einheimischen akzeptiert wird. „Warum ist der Kaffee jetzt teurer?“, „Warum habt’s den Bäcker gewechselt?“ – ja, solche Fragen bekommt man auch mal zu hören. „Manche Leute sagen beim Bäckerwechsel erstmal: ‚Da kauf ich jetzt nix mehr!‘“, schmunzelt Dietmar Tilch. „Aber nach ein paar Wochen kommen’s dann doch – probieren mal den Kuchen, der jetzt im Sortiment ist, finden’s super – und auf einmal ist das Thema durch.“ So geschehen beim kürzlichen Wechsel zur Bäckerei Aurhammer aus Oberammergau.

Eines der Highlights im Dorfladen Grafenaschau ist der Mittagstisch. „Das ist fast schon ein kleines Restaurant“, so der Geschäftsführer. Besonders beliebt: der Schnitzel-Tag am Dienstag. „Die Ehrenamtlichen – unser Streichquartett – kommen morgens um sechs und panieren die Schnitzel frisch mit regionalem Mehl. Das Fleisch kommt vom Haller aus Murnau – alles regional.“ Kein Wunder, dass um zwölf oft schon ausverkauft ist. „Da müsst’s halt vorher reservieren“, meint er augenzwinkernd.

Die Crew vom Dorfladen Grafenaschau

70 Prozent Dorf – 30 Prozent Neugier

Etwa 60 bis 70 Prozent der Grafenaschauer kaufen regelmäßig im Dorfladen ein. Und der Rest? „Ein paar Skeptiker gibt’s immer“, sagt er. „Aber wir laden die Leute aktiv ein, sich ein Bild zu machen.“ Wer will, kann sogar den Kassenbon vom Discounter mitbringen – der Dorfladen vergleicht fair und versucht, mitzugehen. „Im Sommer kommen die Radler und Touristen – das ist wichtig für uns.“ Radfahrer, Wanderer, Ausflügler sorgen hier für bis zu 20 % Zusatzumsatz. Das erweitert das Grundrauschen und hilft für die umsatzschwächeren Monate.

Betriebswirtschaftlich sei der Dorfladen eine „Gratwanderung“, wie es der Geschäftsführer nennt. Ziel ist die „grüne Null“ – also kein Verlust, vielleicht sogar ein kleiner Gewinn. Das gelingt nur durch kluge Sortimentsteuerung, regionale Produkte und ein gutes Gespür für die Dorfgemeinschaft.

Regional ist Trumpf

Der Laden setzt auf Regionalität, wo es nur geht. „90 Prozent unserer Produkte sind regional. Bevor da was rausfliegt, versuchen wir alles, um’s besser zu verkaufen.“ Eier, Mehl, Kaffee – alles aus der Umgebung. Produkte, die eh keiner braucht – drei Sorten Waschmittel zum Beispiel – fliegen raus. Platz ist schließlich knapp.

Zudem gibt es eine große Auswahl an selbst hergestellten Lebensmittel, entweder täglich frisch oder im Einmachglas.

Regionale Fruchtaufstriche im Dorfladen Grafenaschau

Fünf Sterne mit Herz

Und was viele nicht wissen: Der Dorfladen Grafenaschau wurde vom Bundesverband mit fünf Sternen ausgezeichnet – ein echtes Prädikat für Qualität, Regionalität und Engagement. Um das zu erreichen, braucht es mehr als nur hübsch dekorierte Regale. „Da kommen richtige Prüfer, schauen sich die Bilanzen an, prüfen das Sortiment, fragen sogar den Bürgermeister“, berichtet Dietmar Tilch.

Es geht dabei nicht nur ums Geschäft, sondern auch um das gesellschaftliche Miteinander: Ist der Laden Treffpunkt? Gibt es Schulungen? Wird Regionalität gelebt? In Grafenaschau lautet die Antwort eindeutig: Ja!

Ein Modell mit Seele

Der Dorfladen gehört keinem Discounter, keiner Kette – und das merkst Du. Hier wird nicht anonym kalkuliert, sondern offen geredet. Mit Kunden. Mit Lieferanten. Mit dem Dorf.

Die Kommunikation läuft unter anderem über eine WhatsApp-Gruppe, Handzettel, persönliche Gespräche – und ganz wichtig: Veranstaltungen. Vom Christkindlmarkt, Ostereiersuche für die Kleinen, Public Viewing beim Fußball u. v. m. wird mit viel Engagement organisiert. „Wir haben aktuell 185 Leute in der WhatsApp-Gruppe – da posten wir jeden Tag aktuelle Angebote, Aktionen und Fotos.“

Seit 2018 existiert der Dorfladen in Grafenaschau – gegründet als Unternehmergesellschaft (UG) mit zahlreichen Gesellschaftern aus dem Ort. Im August 2025 feiert der Dorfladen siebenjähriges Bestehen.

Neben dem Laden selbst werden Räume auch für Vereine, Kindergärten und Bürgerinitiativen geöffnet. Es gibt Digitalsprechstunden, Bürgertreffen, Kartenspielrunden und vieles mehr. Kurz gesagt: Der Dorfladen ist ein Wohnzimmer des Dorfes.

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Zukunft mit Zutrittskarte?

Und es wird weitergedacht. „Wir planen, den Laden außerhalb der Öffnungszeiten z. B. mit EC-Karte zugänglich zu machen – ein Selbstbedienungskonzept mit Kameraüberwachung. So können Leute auch nach der Arbeit noch einkaufen.“ Auch Kreditkartenzahlung ist in Vorbereitung.

Fazit: Wer hier einkauft, investiert ins Dorfleben

Der Dorfladen Grafenaschau ist nicht nur ein Ort für den täglichen Einkauf, sondern ein Beispiel dafür, wie Tradition, Regionalität und Gemeinschaft in der heutigen Zeit funktionieren können – mit Engagement, Herzblut und einer Prise Humor. Hinter jedem Einkauf steckt hier mehr als nur ein Kassenbon – es steckt ein Stück Dorfzukunft drin.

Wer die regionalen Waren und Lebensmittel aus eigener Produktion selber probieren will, muss beim Dorfladen Grafenaschau vorbeischauen oder am 28. Juni 2025 zum Regionaltag nach Oberammergau fahren. Dort triffst du die Mannschaft vom Dorfladen mit den selbst hergestellten Lebensmitteln.

Den Dorfladen Grafenaschau findest du in der Aschauer Straße 13 in Grafenaschau (Schwaigen). Telefonisch zu erreichen unter 08841-678 0505.

Dieser Beitrag wurde zuletzt am 22. Juni 2025 aktualisiert.
Pete Rößler

Als Einwohner von Murnau am Staffelsee schreibe ich hier über meine Erlebnisse, Erfahrungen und Geschichten im Blauen Land.

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